Pressestimmen zu ICH KOCH
auf den Hofer Filmtagen
Ich Koch, du Täter
Die Münchner Dokumentaristin Bettina Timm porträtiert in „Ich Koch!“, einem der klügsten Festivalbeiträge, Kochlehrlinge einer Großküche und eines Gourmet-Restaurants. Georg träumt von der „Queen Mary 2“, fängt aber später beim Pizza-Service an. Julien rollt 900 Knödel am Tag, 1000 wären besser. Sorgfältig setzt Bettina Timm Nahaufnahmen einer Jugend in Szene, deren Arbeitswirklichkeit die Lebenswünsche verändert.
Christiane Peitz, Tagesspiegel 1.11.10
Die zwei Augen des Kinos
...„Das Kino hat zwei Augen, das dokumentarische und das fiktionale, und es ist immer in Gefahr auf dem dokumentarischen Auge blind zu werden“, verkündete einst Godard. Diese Gefahr bedroht die deutschen Filme überhaupt nicht, im Gegenteil, das dokumentarische Auge ist hellwach. So in Bettina Timms „ICH KOCH“, der wunderbar konzentriert und anekdotisch fließend von Kochlehrlingen berichtet.
Rainer Gansera, Sueddeutsche Zeitung 3.11.10
Die Wohnküche des deutschen Films
Ein erfrischendes Gegengewicht zur allgegenwärtigen Vergötterung des Berufstandes "Koch" bildet Ich Koch von Bettina Timm. Die HFF-Absolventin verfolgt die Schicksale zweier Jungköche. Der eine rollt täglich 900 Knödel pro Tag im Münchner Ratskeller, der andere lernt beim Sternekoch Christian Grainer in Kirchdorf alles über Wachteln und Hummer – ist aber bis zu 18 Stunden im Einsatz.
Carolin Ströbele, ZEIT ONLINE 29.10.10
"Ich Koch!": Eine Ausbildung mit militärisch wirkender Hierarchie
Zeit lässt sich auch Bettina Timm in ihrem "Ich Koch". Im Mittelpunkt stehen zwei Köche in der Ausbildung: Der eine lernt beim Sternekoch Christian Grainer in Kirchdorf das Zerlegen von Hummern, der andere rollt täglich 900 Knödel im Münchner Ratskeller. Doch Timm spielt nicht die beiden Welten gegeneinander aus oder stellt ein weiteres Mal einen Beruf vor, den das Fernsehen mit seinen Kochshows, in denen alles so einfach geht, populär gemacht hat. Nein, "Ich Koch" ist ein Film über harte Arbeit und einen Beruf mit einer fast militärisch wirkenden Hierarchie (in der Großküche des Ratskellers) und, wenn die Kamera gleitend an den Schränken, Öfen und Geschirren der Großküche vorbeifährt, eine Hommage an die Professionalität eines Handwerks.
Rudolph Worschech, Filmzeitschrift "epd film".
"Ich Koch" - Ausbildung in Massenabfertigung
Die Regisseurin Bettina Timm verfolgt mit ihrem ersten dokumentarischen Langfilm mehrere Ziele. Sie zeigt erstens mit eindrucksvollen Bildern die Zauberwelt der Köche und ihrer Küchen. Dass es dort nicht nur ums zuckersüße Parlieren geht, wird freilich deutlich, wenn die zu leistende Handarbeit ins Spiel kommt. 900 Knödel am Tag muss ein Lehrling im ersten Jahr im "Münchner Ratskeller" schaffen. 1000 wären noch besser. Die Maloche wird spürbar.
Zweitens geht es Timm um die Art und Weise, wie die zukünftigen Köche ihre Ausbildung erleben. Ob sie nun in der Münchner Großküche oder in einer Gourmetküche wie "Christians Restaurant" arbeiten - ihr gemeinsamer Traum ist anfangs, ein eigenes Sterne-Restaurant möglichst in Paris oder auf der "Queen Mary" aufzumachen. Dem folgt bald die Ernüchterung: Acht-Stunden-Tag ade, keine Freundin, keine Freizeit, stattdessen Arbeiten und Lernen. Und als erste Arbeitsstelle wartet zunächst einmal der Pizzabäcker. Die Regisseurin versteht es, die Lehrlinge zur offenen und ehrlichen Auskunft über ihr Leben zu bewegen und stimmige Bilder aufzunehmen. Dazu gehören nicht zuletzt auch die Chefköche. Sie spielen in einem Restaurant die entscheidende Rolle, was das Wohl und Wehe eines Lehrlings angeht. Für den mittelständischen Unternehmer des vorgestellten Sterne-Restaurants sind bei der Einstellung nicht unbedingt die Noten entscheidend. Wichtiger sind Selbstständigkeit und Teamfähigkeit. Im Großbetrieb sieht dagegen sogar die Ausbildung mehr nach Massenabfertigung aus.
Pit Fiedler Frankenpost 29.10.2010
Die Jury des First Steps Awards 2011:
Zeit kann sich in diesem Film nur die Kamera nehmen, die mal geduldig, mal gespannt beobachtet, wie Menschen Tag ein, Tag aus, Bon för Bon gegen die Zeit antreten, anschwitzen, ankochen. Bettina Timm folgt zwei Kochlehrlingen bei ihrer Ausbildung: Julien dreht bis zur Erschöpfung Knödel für den Mittagstisch im Münchner Ratskeller, Georg zerlegt mit sichtbarem Widerwillen teure Tiere für die Sternegastronomie von Christian Greiner. Beide arbeiten hart und haben ihre liebe Not, die Anfangsbegeisterung nicht an der täglichen Routine abzuwetzen. "Ich Koch!" ist ein bilderstarker, unterhaltsamer, gelegentlich poetischer, oft witziger, aber immer authentischer Film öber die wenig glamouröse Arbeitswelt der Gastronomieköche. Und eine kleine Heldenzertrümmerung ist es auch.